Waldbegehung Durmersheim 2024

Durmersheimer Hardtwald

Die Waldbegehung 2024 im Hardtwald mit Thomas Nissen, Leiter des Forstamts im LK Rastatt, und Johannes Huber, Forstrevierleiter in der Gemeinde Durmersheim, war für die Teilnehmenden ein Erlebnis, das viele ernüchtert und sorgenvoll zurückgelassen hat.

Gemeinsam und vor Ort haben sich Mitglieder des Gemeinderats, des Ortschaftsrats, des Ausschusses für Landwirtschaft und Forsten, Vertreter der Jägerschaft sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger ein Bild gemacht.

Für die Vorbereitung und Begleitung gilt dem Team der Forstwirte großer Dank, auch für die traditionelle Ausrichtung der Kaffeepause :-).

Zustand des Durmersheimer Hardtwaldes

Der Klimawandel und die Folge von Hitze- und Dürrejahren schlagen besonders im Hardtwald, der mit 83% den größten Teil der kommunalen Waldfläche ausmacht, mit besonderer Härte zu. Der Boden hat aufgrund des hohen Sandanteils eine geringe Wasserspeicherfähigkeit und der Grundwasserspiegel liegt so tief, dass die Bäume ihn mit ihren Wurzeln nicht erreichen können und auf Oberflächenwasser angewiesen sind. Das liegt an der Topologie des Hardtrückens, welcher sich von Rastatt bis Mannheim zieht.

Unser Erholungswald ist gestresst

Der Wald ist seit Jahren einem permanenten Stress ausgesetzt, der die Bäume anfällig für Schädlinge und Krankheiten macht und manche Arten inzwischen komplett absterben lässt, wie zum Beispiel Fichte, Kiefer, Douglasie, aber auch Rotbuchen und Eschen.

Durch Hitze- und Trockenperioden nimmt das Wachstum der Bäume ab, was zu einem geringeren Holzertrag führt. Wassermangel bedingt weniger tiefgehende Wurzeln, was die Bäume anfälliger für Sturmschäden macht.

Ökosystemleistungen des Waldes


Die Zielsetzung ist anspruchsvoll:

  • Nachhaltige Sicherstellung aller Waldfunktionen
  • Erhaltung des Waldes und seiner Erholungsfunktion
  • Sicherung der Naturnähe und der Biodiversität
  • Holzproduktion und Brennholzbereitstellung
  • Förderung der Klimastabilität des Waldes
  • Erhalt von Alt- und Totholz

Die aktuelle Situation und Herausforderungen im Hardtwald:

  • Durch Sturm Lothar 1999: Mangel an alten Waldbeständen
  • Unterdurchschnittlicher Holzvorrat
  • Zunehmende Waldschäden durch den Klimawandel
  • Viele standortheimische und später etablierte Baumarten sind aufgrund der Klimaveränderung in Zukunft nicht überlebensfähig
  • Abnehmende Nutzungsmöglichkeiten und Erträge
  • Hohe Aufwendungen für Waldpflege und Waldumbau

Herausforderungen für die Forstwirtschaft:

  • Erhaltung des Waldes und seiner Funktionen für die Gesellschaft
  • Umbau des Waldes mit dem Ziel, dass dieser auch bei fortschreitendem Klimawandel erhalten bleibt.

Dabei untersteht alles dem Prinzip der Nachhaltigkeit, denn nachhaltige naturnahe Waldwirtschaft bedeutet, dass auf ganzer Fläche alle Leistungen des Waldes – von der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und Erholungsraumes bis zur Bereitstellung des umweltfreundlichen Rohstoffs Holz – auch für künftige Generationen zur Verfügung stehen.

Größter Gegner des Waldes – Der Klimawandel

Der Temperaturanstieg ist in Europa mit 2,3° fast doppelt so hoch wie in der Welt. Der weltweite durchschnittliche Temperaturanstieg liegt aktuell bei 1,3° Celsius. Die Temperaturanstiege beziehen sich auf die Referenzperiode 1850-1900.

Bei uns hier im Oberrheingraben fällt der Temperaturanstieg mit über 3° sogar noch einiges deutlicher aus!

Maßnahmen und Lösungsansätze:

  1. Umstellung auf klimaresiliente Baumarten

    Um den Wald an die neuen klimatischen Bedingungen anzupassen, setzen Forstexperten auf die Förderung klimaresilienter Baumarten. Dazu zählen unter anderem Roteiche, Hainbuche, Robinie, Baumhasel und andere Baumarten aus Südeuropa, die besser mit Trockenheit und Hitze zurechtkommen. 

    Auch die Mischwaldstruktur wird zunehmend gefördert, da Mischwälder als stabiler und weniger anfällig gegenüber Extremwetterereignissen gelten.

  2. Verhüten von Waldbränden

    Hitze und Trockenheit erhöhen die Gefahr von Waldbränden, die in den vergangenen Jahren in Europa häufiger geworden sind. Wälder müssen deshalb widerstandsfähiger gegen Brände gestaltet werden. Dazu gehört eine angepasste Forstwirtschaft, die auf ausreichende Feuchtigkeit, Brandgassen und eine angepasste Bodenbewirtschaftung achtet.

  3. Verbesserung des Wasserhaushalts

    Die anhaltende Dürre hat den Wasserhaushalt des Waldes gestört. Wasserreserven werden knapper, was die Regenerationsfähigkeit der Bäume beeinträchtigt. Ein Umbau des Waldes beinhaltet daher auch Maßnahmen zur Verbesserung des Wasserhaushalts, etwa durch Schaffung von Senken und Gräben, die den Regen auffangen und langsam an die Umgebung abgeben und eine Reduktion der Bodenverdichtung.

  4. Bedeutung der Biodiversität

    Die Förderung der Biodiversität wird als eine wichtige Maßnahme im Waldumbau angesehen. Artenreiche Wälder sind besser in der Lage, sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen und Resilienz gegenüber Extremereignissen zu entwickeln.

  5. Schonende Nutzungskonzepte

    In der Forstwirtschaft werden auch die Nutzungszyklen angepasst. Wälder werden zunehmend weniger intensiv bewirtschaftet, um ihnen mehr Zeit für die Regeneration zu geben. Zusätzliche Einrichtung von ungenutzten Waldrefugien mit Alt- und Totholz.

Insgesamt erfordert der Umbau des Waldes ein Umdenken in der Forstwirtschaft und eine langfristige Anpassung an die veränderten Klimabedingungen. Die Zukunft des Waldes hängt von der Fähigkeit ab, den richtigen Mix aus widerstandsfähigen Baumarten zu finden und die ökologischen Funktionen des Waldes zu erhalten.

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